Wie begann Alexandras Weg in die Beratung? Was sind aktuelle Fragestellungen, mit denen sie heute ihre Kunden unterstützt? Gibt es Unterschiede zwischen "großen" und "kleinen" Beratungen? Und was ist Beratung für sie persönlich? All das und mehr in unserem Interview.
Hallo bei "Nachgefragt" - dem 5-½ Fragen Advisor-Interview von White Label Advisory. Heute mit Alexandra-Maria Rattay, Senior Conultant und SAFe-Programmberaterin bei der e&Co. AG aus Hamburg.
Hi Alexandra, direkt zu Beginn ein kleines Warm-Up: Magst du dich kurz vorstellen?
Mein Name ist Alexandra-Maria Rattay und ich bin Expertin für moderne Organisationsgestaltung, die Begleitung von Transformationsprozessen und leidenschaftliche Gastgeberin.
Als zertifizierte SAFe-Programmberaterin und mit langjähriger Projekterfahrung in der Marinelogistik, Luftfahrt und Automotive-Industrie erlebe ich die vielfältigsten Herausforderungen von Unternehmen mit und unterstütze sie in ihren individuellen Transformationen.
Dabei liegt mein Fokus auf den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die von solchen Veränderungen immer am meisten betroffen sind. Mit meiner Empathie und meiner Leidenschaft für die Moderation gelingt es mir, nicht nur das Management zu beraten, sondern auch die Mitarbeitenden abzuholen.
Am bekanntesten bin ich mitunter für meine Erfahrungen mit der Einführung des Scaled Agile Frameworks in großen Automobil-Unternehmen. Seit 2017 habe ich verschiedene Unternehmen bei der Einführung des Scaled Agile Frameworks begleitet sowie viele Menschen in Leading SAFe, SAFe Scrum Master, SAFe Product Owner oder SAFe Release Train Engineer ausgebildet.
Aktuell arbeite ich für e&Co., eine agile Management-Beratung und Investmentgesellschaft mit Fokus auf die Automobil- und Mobilitätsindustrie. Unter der Maxime 'enabling value' bieten wir unseren Kunden maßgeschneiderte Lösungen an.
Mit White Label Advisory versuchen wir, Beratung neu zu denken. Mit welchen 3 Top-Themen sollte sich Beratung in der Zukunft befassen?
Die Digitalisierung fordert uns alle heraus: Die Wirtschaft wandelt sich in dramatischer Weise und mit einer sehr hohen Geschwindigkeit. Viele Unternehmen stehen aktuell vor der Herausforderung, dass ihre Denkweise und die bisherigen Organisationsstrukturen nicht mehr zeitgemäß sind, um schnell und flexibel auf die immer höhere Komplexität des Marktumfelds zu reagieren. Zu den wichtigsten Aufgaben gehört daher die moderne Organisationsgestaltung, die oft mit einem komplexen Transformationsprozess einhergehen.
Beratungen können Organisationen helfen, nachhaltige Veränderungsimpulse zu erwirken und in einer partnerschaftlichen Zusammenarbeit evaluieren, wie sich Lösungen aus anderen Bereichen auf den Unternehmenskontext adaptieren lassen. Das bedeutet auch über die Frage „Was bedeutet Digitalisierung?“ hinauszugehen und zu untersuchen, was unternehmensseitig getan werden muss. Denn Digitalisierung in Unternehmen bedeutet nicht unbedingt nur Technologie, sondern vielmehr eine neue Denkweise.
Folgende drei Themen sind daher in Bezug auf die Gestaltung moderner Organisationsformen wichtig:
- Wie erziele ich den höchsten Kundennutzen?
- Wie vereine ich Skalierung und Innovation in Organisationen?
- Wie kann moderne Führung gelingen?
Unsere Beratungsprojekte verbinden moderne Organisationskonzepte, datengetriebene Entscheidungsprozesse, agile Produktentwicklung und maximale Traktion.
Beratung ist People-Business. Auch wenn digitale Vertriebs- und Beschaffungswege dabei helfen, die passende Beratungsleistung einzukaufen, arbeiten am Ende immer Menschen miteinander. In welchen Projektsituationen - im Positiven wie im Negativen - spielte der "persönliche Fit" die entscheidende Rolle?
Ja Beratung ist ein People-Business und der "persönliche Fit" spielt aus meiner Sicht immer eine entschiedene Rolle. Insbesondere heutzutage wo Beratung nicht mehr reine konzeptionelle Arbeit bedeutet, sondern vor allem auch eine intensive Begleitung bei der Umsetzung erfordert. Aus meiner Beobachtung ist den Kunden dieser persönliche Fit bei der Auswahl von Beratungsdienstleistern auch zunehmend wichtiger, da dies auch maßgeblich Einfluss auf den Erfolg der Projekte hat.
Das Feedback einer unserer Kunden zeigt das ganz wunderbar: "Die Beraterinnen und Berater von e&Co. scheuen sich im häufig politisch geprägten Projektgeschehen nicht, unangenehme Themen anzusprechen. Neben einer hohen Branchen- und Fachexpertise überzeugten mich Kompetenzen wie Bodenständigkeit, Umsetzungsorientierung und eine sehr menschliche Zusammenarbeit."
Voraussetzung dafür ist jedoch auch als Beratungshaus die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter besser zu kennen. Aus dem Grund investieren wir zum Beispiel sehr viel in die Analyse von Persönlichkeitstypen. Das hilft uns zum einen unsere Kunden besser einzuordnen und gleichzeitig Projekte besser zu besetzen.
Als zertifizierte SAFe-Programmberaterin sorgt Alexandra bei ihren Kunden dafür, dass aus den Buzzwords "Agilität" und "New Work" mehr entsteht als nur hohle Phrasen und Konzeptideen. Dabei versteht sich die Betriebswirtin auch ein Stück weit als kritische Gesprächspartnerin, die mit einem Gespür für Persönlichkeitstypen und Interessenslagen menschliche Beziehungskomponenten mit in die tägliche Projektarbeit einbezieht.
Bei White Label Advisory finden Klienten hauptsächlich mittelständische Beratungsunternehmen. Was ist für dich - neben der offensichtlichen Größe - ein wesentlicher Unterschied zu den "Big Playern" im Beratungsmarkt? Und was schätzen eure Kunden in der Zusammenarbeit mit euch?
Da ich bisher nie für eine der großen Beratungen gearbeitet habe, fällt es mir schwer hierzu eine klare Meinung zu bilden. Gerne gebe ich aber Einblicke in den Arbeitsalltag einer kleinen Beratungs-Boutique:
Wir sind ein überschaubares Team und daher, anders als die großen Beratungen, oftmals allein oder zu zweit über einen längeren Zeitraum bei Kunden unterwegs. Dadurch arbeiten wir oftmals sehr eng mit den Kunden zusammen und bauen ein enges Vertrauensverhältnis auf. Wir verstehen uns also auch ein Stück weit als kritischer Gesprächspartner, der mit einem feinen Gespür für Persönlichkeitstypen und Interessenslagen menschliche Beziehungskomponenten mit einbezieht und die Tabus in der Organisation auch offen anspricht.
Als Weggefährten leisten wir nicht nur konzeptionelle Vorarbeit, sondern krempeln auch die Ärmel hoch und packen mit an. Denn am Ende messen wir unsere persönliche Leistung vor allem an dem Erfolg unseres Kunden.
Angenommen, du könntest einmalig die Titelseite einer großen Tageszeitung bestimmen und hättest somit die Möglichkeit, Millionen Menschen in Deutschland zu erreichen. Was würdest du tun?
Wenn das Handelsblatt folgendes Statement druckt, würden sie mir aus der Seele sprechen: "Stop this “agilewashing” as it discredits agile methodology as a whole!"
„New Work“ und „agil“ werden heute als Lösung für sämtliche Probleme gesehen, dabei ist die Ausgangsfragestellung unklar. Viele Organisationen sehen in „Agile“ die mögliche Lösung für alle ihre Herausforderungen. Dabei ist für den Großteil der Unternehmen der Begriff nach wie vor eine unverständliche Worthülse.
Beenden möchten wir unser Interview mit der offenen Nachfrage, was Beratung für dich persönlich bedeutet – und einer Antwort, die beginnt mit: "Beratung ist ..."
Beratung ist für mich Abwechslung, Herausforderung und Leidenschaft.
Wir sind Querdenker, Philosophen, Kreative, Erfinder, Ingenieure, Digitalisten, Strategen, Verspielte, Macher, Könner, Mathematiker. Nie in einer Person – und deshalb als Team.
Als Berater beschäftigen wir uns mit dem Morgen, denn wir wollen die Welt verbessern.
Liebe Alexandra, vielen Dank für deine Zeit, die spannenden Einblicke in deinen Beratungsalltag und deine Sicht auf den Beratungsmarkt.
Mehr über Alexandra und e&Co. erfahrt ihr auch auf deren LinkedIn Profil und ihrem "Think Tank" unter: https://www.eandco.com/think-tank/