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Nachgefragt bei: Michael Höbig von MOIIN

Wie begann für Michael Höbig der Weg in die Beratung? Was sind aktuelle Fragestellungen, mit denen er heute seine Kunden unterstützt? Gibt es Unterschiede zwischen "großen" und "kleinen" Beratungen? Und was ist Beratung für ihn persönlich? All das und mehr in unserem Interview.
@VICEVERSA | Der Consulting-Blog von White Label Advisory | Nachgefragt | Michael Höbig von MOIIN: Beratung darf kein Fremdkörper sein

Hallo bei "Nachgefragt" - dem 5-½ Fragen Advisor-Interview von White Label Advisory. Heute mit Dr. Michael Höbig, Managing Partner und Founder bei der MOIIN GmbH.

 

Hi Michael, direkt zu Beginn ein kleines Warm-Up: Magst du dich kurz vorstellen?

Mein Name ist Michael Höbig, ich bin Professor an der dualen Hochschule HSBA und Co-Gründer und Geschäftsführer der MOIIN GmbH, einer Beratung für (digitale) Unternehmenstransformation. Mein Weg in die Beratung war nicht wirklich vorgezeichnet, sondern hat sich über verschiedene Stationen herausgeschält. Als gelernter Kraftfahrzeugmechaniker und im Maschinenbaustudium war meine Karriere eher technisch orientiert und auf die Automobilindustrie ausgerichtet. Als ich während des Studiums allerdings die Möglichkeit bekam, nebenbei in einem Institut für Fabrikplanung und Logistik zu arbeiten wurde mein Interesse an Produktions- und Prozessanalysen und die Entwicklung von Problemlösungen auf der übergreifenden Ebene geweckt. Nach dem Studium blieb ich dann für die Promotion am gleichen Institut und neben den Forschungsthemen wurden wir häufig von der Industrie angefragt, um deren Produktion zu optimieren. Diese Kombination hat nicht nur gut funktioniert, sondern auch Spaß gemacht.

Also bin ich bei dem geblieben, was mir ganz gut gelingt. MOIIN ist bereits meine zweite Gründung, nachdem ich mich nach der Promotion bereits mit ein paar Mitstreitern mit einer Einkaufs- und Supply Chain Beratung selbstständig gemacht hatte. Zwischenzeitlich war ich dann bei Siemens Wind Power in Dänemark für die Neuausrichtung der Supply Chain Strategie verantwortlich und war in den Managementberatungen Putz & Partner sowie Ramboll tätig. Zwischenzeitlich begann ich meine Professur an der HSBA und bin dort heute verantwortlich für den Studiengang Digitale Transformation und Nachhaltigkeit. Das ergänzt sich also hervorragend mit der Beratungstätigkeit.

 

Mit White Label Advisory versuchen wir, Beratung neu zu denken. Mit welchen 3 Top-Themen sollte sich Beratung in der Zukunft befassen?

Beratung der Zukunft hat aus meiner Sicht den Auftrag, Unternehmen Impulse und Hilfe zur Selbsthilfe zu geben sowie partnerschaftlich auf dem Weg der permanenten Veränderung zu begleiten. Als Beratung, die wir aus der Hochschule heraus gegründet haben, stellen wir häufig fest, dass es in Unternehmen ein gutes Gespür dafür gibt, dass sich etwas ändern muss.

Allerdings sind die Methoden und Instrumente wie Veränderung geschehen kann nicht bekannt oder teilweise veraltet. So werden häufig unter Zeitdruck Bauchentscheidungen getroffen, die eher an den Symptomen als an den Ursachen ausgerichtet sind. Das kann für den Moment eine Lösung sein, greift aber oft zu kurz. Daher braucht es Impulse von außen. Und diese können wir liefern. Natürlich geht das nicht von heute auf morgen. Neue Themen, Methoden und Arbeitsweisen müssen erst erprobt werden, bevor sie sich in der Organisation etablieren können. Ein Beispiel sind im Moment Kreativität, Design Thinking, Agilität, New Work etc. – hier wissen viele Unternehmen nicht richtig, wie sie sich der Thematik nähern soll. Wir erarbeiten die Themen dann gemeinsam mit den Führungskräften und Teams z.B. in Workshops oder begleiten Sprints. Dadurch können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausprobieren, wie das funktioniert und haben uns als Coaches für Anleitung, Fragen oder gezielte Impulse an der Seite. Am Ende muss sich Beratung einfügen in die Entwicklung des Unternehmens und darf kein Fremdkörper sein, dann ist auch eine langfristige Zusammenarbeit partnerschaftlich möglich.

 

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MOIIN steht für die fünf Aspekte, die jedes Unternehmen, jede Organisation und jeder Einzelne im Blick haben muss, um mit den Herausforderungen der sich ständig verändernden Rahmenbedingungen wirtschaftlichen Handelns klar zu kommen: Mindset, Organisationsentwicklung, Innovation, Inspiration und Nachhaltigkeit.

 

Beratung ist People-Business. Auch wenn digitale Vertriebs- und Beschaffungswege dabei helfen, die passende Beratungsleistung einzukaufen, arbeiten am Ende immer Menschen miteinander. In welchen Projektsituationen - im Positiven wie im Negativen - spielte der "persönliche Fit" die entscheidende Rolle?

Der persönliche Fit spielt definitiv eine entscheidende Rolle. Wenn es kein gemeinsames Verständnis, gegenseitigen Respekt und ähnliche Wertvorstellungen gibt, fällt die Zusammenarbeit schwer. Dann kann man zwar eine Projektleistung liefern, aber der Erfolg in der Umsetzung wird begrenzt sein. Wenn die Leistung nicht von den „richtigen“ Personen geliefert wurde, wird es immer Kritiker geben, die Veränderung nicht mittragen wollen. Es geht dabei auch darum, zu verstehen, wie ein Unternehmen „tickt“ und welche Herangehensweise passend ist. Mit Standardvorgehensweisen kommt man hier nicht weit. Wir stellen auch immer wieder fest, wie viel in den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern selbst steckt, das nur geweckt und strukturiert werden muss. Daher arbeiten wir am liebsten dort, wo die Veränderung auch passieren muss und beraten nicht nur die Geschäftsführung.

 

Bei White Label Advisory finden Klienten hauptsächlich mittelständische Beratungsunternehmen. Was ist für dich - neben der offensichtlichen Größe - ein wesentlicher Unterschied zu den "Big Playern" im Beratungsmarkt? Und was schätzen eure Kunden in der Zusammenarbeit mit euch?

Die Big Player werden das anders kommunizieren, aber es geht dort viel um Skalierung und Effizienz in der Beratung, das heißt auch Stunden schreiben von möglichst günstigem (meist unerfahrenem) Personal zu möglichst hohen Stundensätzen. Das funktioniert häufig, ist aber nicht kundenorientiert. Wenn ich weiß, was ich für eine Lösung benötige oder mit einem Standard leben kann – häufig genug wird gefragt: „wie machen das denn Andere“ – dann ist das vielleicht sogar halbwegs sinnvoll. Echter Mehrwert entsteht aber nur, wenn man die Köpfe zusammensteckt und die notwendigen Schritte gemeinsam erarbeitet. Eine One-Size-fits-all-Lösung gibt es meiner Meinung nach nicht, dazu sind Unternehmen und Menschen zu unterschiedlich. Da hilft auch kein eingeflogener Principal, Partner oder wie die Bezeichnung auch immer ist, der der Geschäftsführung den Foliensatz erklärt. Ich habe oft genug erlebt wie viel nach einem halben Jahr von einem gut gemeinten Projekt noch übrig ist, die Organisation fällt meist in die alte Verhaltensweise zurück. Hauptsache, die Berater sind wieder weg und lassen einen in Ruhe. Hier gehen wir anders vor und das schätzen unsere Kunden bei uns. Wer einmal mit uns zusammengearbeitet hat weiß, dass wir flexibel bereitstehen, um gemeinsam zu überlegen, was die bestmögliche Vorgehensweise ist. Und man vertraut uns in der Zusammenarbeit und benötigt keine Projektstatusberichte, Managementpräsentationen oder ein PMO – weil Veränderung anders funktioniert und vieles auch ausprobiert werden muss.

 

Angenommen, du könntest einmalig die Titelseite einer großen Tageszeitung bestimmen und hättest somit die Möglichkeit, Millionen Menschen in Deutschland zu erreichen. Was würdest du tun?

Ich würde versuchen aufzurütteln, wie wichtig es ist, neugierig zu bleiben, zu lernen und sich auch Herausforderungen zu stellen, die im Moment etwas zu groß erscheinen. In vielen Menschen steckt viel mehr, als sie selbst glauben. Wir dürfen als Gesellschaft nicht stehen bleiben und uns als einzelne Menschen nicht einrichten. Ich höre häufig genug in Projekten wie auch im weiteren Umfeld die Worte: „ich muss ja nur noch 10 Jahre“ – ich finde das als Aussage fatal. Wie viel Lebenszeit und Energie wird hier verschwendet bzw. bleibt ungenutzt, wenn man das Arbeitsumfeld nicht als eigene Weiterentwicklung versteht.


Beenden möchten wir unser Interview mit der offenen Nachfrage, was Beratung für dich persönlich bedeutet – und einer Antwort, die beginnt mit: "Beratung ist ..."

…ein Prozess und kein Projekt.

 

Lieber Michael, vielen Dank für deine Zeit, die spannenden Einblicke in deinen Beratungsalltag und deine Sicht auf den Beratungsmarkt.

 

Mehr über Michael Höbig erfahren Sie auf seinem LinkedIn-Profil. Schauen Sie für weiterführende Informationen auch gern auf dem Blog von MOIIN vorbei oder schauen Sie bei der HSBA vorbei und erfahren Sie, in welchen Schwerpunkten Michael in der Professur für Supply Chain Management dort forscht und lehrt.